Die Öhringer Wasserstoff-Insel

Branchenneuigkeiten – 12. Juli 2022

In der kleinen Stadt Öhringen östlich von Heilbronn testet der Verteilnetzbetreiber „Netze BW“ die Zukunft der Gasversorgung und mischt einem kleinen Teil des Erdgasnetzes eine steigende Menge Wasserstoff bei.

In der ersten Phase des BW-NETZlabors „Wasserstoff-Insel“ wurde ab Oktober 2020 die Netze BW-Betriebsstelle in Öhringen mit einem Erdgas-Wasserstoff-Gemisch versorgt. Derzeit wird der Wasserstoff noch eingekauft, soll aber bald aus einem eigenen Elektrolyseur auf dem Betriebsgelände kommen, der mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt wird.

Seit Juli 2022 versorgt die Netze BW, die zum Energieversorger EnBW gehört, auch 30 benachbarte Testhaushalte mit dem Erdgas-Wasserstoff-Gemisch. Sie erhalten ihr Gas aus den bisherigen Leitungen, die aber vom restlichen Netz getrennt wurden und jetzt ein Inselnetz bilden.

Der Wasserstoffanteil soll nach und nach bis auf 30 Prozent erhöht werden und ist damit die bisher höchste Beimischung in vorhandenen Erdgasleitungen. Dennoch rechnet die verantwortliche Projektleiterin Heike Grüner nicht mit großen Schwierigkeiten. „Im Großen und Ganzen wird es mit der bestehenden Infrastruktur funktionieren“, sagte Grüner gegenüber dem SWR.

Denn weil ein Wasserstoffmolekül mit seinen zwei Wasserstoffatomen deutlich kleiner und flüchtiger ist als etwa Methan, dem Hauptanteil des Erdgases, ist es schwieriger, Leitungen für Wasserstoff abzudichten als für Erdgas. Doch auch viele der Geräte, die mit Gas betrieben werden, müssen auf den höheren Wasserstoffgehalt abgestimmt werden.

Doch an sich ist Wasserstoff in städtischen Gasleitungen nichts Ungewöhnliches und hat eine lange Tradition. In den ersten Gasnetzen Deutschlands in Hannover und Berlin floss noch kein Erdgas, sonders das aus Kohlevergasung gewonnene Stadtgas, das einen Wasserstoffanteilvon bis zu 50 Prozent hatte.

Der Siegeszug des Erdgases verdrängte nach und nach das Stadtgas aus den Leitungen. Westberlin setzte aus Gründen der Unabhängigkeit bis zur Wiedervereinigung 1991 auf Stadtgas, das erst 1996 vollständig abgedreht wurde.

Keine 20 Jahre später fing Greenpeace Energy 2014 als erster Energieversorger mit der Einspeisung von grünem Wasserstoff ins Gasnetz an. Seit 2016 wird für die Elektrolyse nur noch überschüssiger Strom aus Wind- und PV-Kraftwerken eingesetzt.

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