Experteninterview – „Wir sind de facto eine hochsichere Cloudlösung für die kritische Infrastruktur“

Experteninterview – 26. Juli 2021

Interview mit Manuel Gernsbeck, Geschäftsführer der BentoNet GmbH über die gleichnamige Digitalisierungsplattform

Die von Siemens Financial Services und der GBS Beteiligung GmbH neu gegründete BentoNet GmbH mit Sitz in Baden-Baden hat es in der Kategorie „Smart Renewable Energy“ des The smarter E AWARD unter die Finalisten geschafft. Beworben hat sich das junge Unternehmen dafür mit seiner ganzheitlichen Digitalisierungsplattform. Wir haben den Geschäftsführer Manuel Gernsbeck gefragt, wie die Plattform die Energiewende voranbringt.

Manuel Gernsbeck, Geschäftsführer der BentoNet GmbH

Hallo Herr Gernsbeck. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Nominierung für den AWARD. Wofür steht eigentlich das Bento in BentoNet?

BentoNet leitet sich aus der japanischen Darreichungsform von Speisen ab und soll die Vielfalt und Kompatibilität unserer Daten im BentoNet unterstreichen. Und genau so eine Bento Box bieten wir sozusagen dem Energiesektor, jeder User kann sich die Module zusammenstellen, so wie sie ihm am besten „schmecken“. Tatsächlich haben wir aber auch in unserem Office einen tierischen „Feel-Good-Manager“ namens Bento – den gab es aber schon vor BentoNet.

BentoNet ist eine ganzheitliche Digitalisierungsplattform. Für wen ist die Plattform und was bedeutet ganzheitlich?

Mit BentoNet bieten wir ein Werkzeug für den Energiesektor, das dabei hilft, Energie kostengünstig, CO2-neutral und versorgungssicher bereitzustellen. Unsere Mission ist es, das energiepolitische Dreieck mit seinen Zielen Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit und Versorgungssicherheit zu lösen, und damit die Energiewende nachhaltig zu gestalten. Unsere Plattform ist deshalb ganzheitlich, weil wir ein Lösungsumfeld für alle zukünftig relevanten Lösungen anbieten – und das für alle Teilnehmer des Energiesektors: Verbraucher, Erzeuger, Speicher und natürlich auch die Hersteller solcher Anlagen oder dazugehöriger Technik. Wir sind eine unabhängige, hochsichere europäische Alternative zu den etablierten Anbietern.

Im Rahmen der Energiewende entstehen immer mehr IoT-Plattformen. Was sind die größten Unterschiede zu BentoNet?

Der größte Unterschied ist für uns ganz klar: wir sind nämlich keine IoT-Plattform. Wir stellen Infrastruktur für kritische Prozesse in der Energiewirtschaft bereit, dabei bewegen wir uns aber nicht in der klassischen IoT-Welt, sondern berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse des Energiesektors. Wir sind de facto eine hochsichere Cloudlösung für die kritische Infrastruktur. Dazu liefern wir ein Komplettpaket aus zukunftsfähiger Software und verlässlicher hochwertiger Hardware. Wir bieten dem Kunden komplett aufeinander abgestimmte Komponenten, die eine schnelle Umsetzung von innovativen Lösungen in einem hochsicheren Umfeld ermöglichen. Digitale Geschäftsmodelle können mit BentoNet innerhalb von einem Bruchteil der Implementationszeit umgesetzt werden, ohne dabei die Umsetzung vor Ort, also die Hardware, außer Acht zu lassen.

Welche Hardware gehört zu Ihrem Angebotsumfang und von welchem Hersteller?

Wir setzen auf bewährte Produkte aus der Energiewirtschaft, die sich durch maximale Verfügbarkeit, Temperaturbeständigkeit und ausgeklügeltem Patch Management auszeichnen, um damit den Ansprüchen der Netzbetreiber Rechnung zu tragen. Unsere Hardware beziehen wir vor allem auch von einem unserer zentralen und branchenerfahrenen Partner: Siemens.

Wer sind Ihre Zielgruppen?

Unsere Zielgruppe sind alle Teilnehmer am Energiemarkt und der Energiewirtschaft, aber immer mit verstärktem Fokus auf B2B2B. Damit gehören zu unseren Zielgruppen: dezentrale Energieanlagen (BHKWs, Netzersatzanlagen, PV, Windräder, Biomasse, Einspeiser wie E-Autos), Energieversorger und Netzbetreiber und natürlich auch jegliche industriellen Verbraucher. Ein spannendes Beispiel ist hierfür das Modul Power Quality, das Siemens bei uns hostet. Die Spannungsqualität wird im Zuge der Energiewende ein zentrales Thema sein, betrifft ein Stadtwerk genauso wie einen Ladesäulenhersteller oder aber auch ein ortsansässiges Industrieunternehmen mit hohem Energiebedarf und spannungsanfälligen Geräten.

Da wir uns nicht als Energieversorger, sondern eher als klassisches „Back End“ verstehen, sind User willkommen, die Energie selbst nutzen oder auch vermarkten.

Über BentoNet können auch unterschiedlichste Feldgeräte eine gemeinsame Plattform nutzen. Wie gehen Sie mit den verschiedenen Schnittstellen um?

BentoNet hat sich frühzeitig für die im Energieumfeld weit verbreiteten Standards IEC104 und Modbus entschieden und deckt damit einen großen Teil der verbauten Feldgeräte ab. Wir bieten mit den Fernwirkgeräten sowohl analoge als auch binäre Schnittstellen. Die Nutzung der verschiedenen Feldgeräte wird an der Stelle auch erst möglich durch unseren eigens entwickelten Unified Data Standard zur Standardisierung von Datenpunkten. Damit ermöglichen wir in der Webeebene, dass ein Datenpunkt für unterschiedliche Zwecke genutzt werden kann.

Sie sprechen mit Ihrer Plattform auch PV-, BHKW- oder Batteriespeicherhersteller an. Wie können die von BentoNet profitieren oder umgekehrt?

Sie profitieren durch die BentoNet Plattform, dort können sie schnell, sicher und unabhängig ihre entwickelten Geschäftsmodelle an den Markt bringen. Dadurch können sie Mehrwerte aus den Daten für sich und ihre Kunden gewinnen. Gerne unterstützen wir die Unternehmen auch bei ihrer Digitalisierungsstrategie und bieten Workshops zur optimalen Datennutzung an. Das Besondere ist, dass die Hersteller ihr Know-how dem gesamten Markt zugänglich machen, ohne sich um die teure und aufwändige Infrastruktur zu kümmern.

Über BentoNet können die Nutzer auch bequem Software von Dritten verwenden, quasi wie in einem App-Store. Wie wählen Sie die Anbieter aus?

Erstmal stehen die Daten jedem Entwickler offen. Die Software wird natürlich vor der Veröffentlichung im App Store eingehend vom Developer Team überprüft. Durch die Architektur unserer Plattform sind die Risiken gebunden.

Wie gewährleisten Sie die Sicherheit der Datenübertragung und der Plattform an sich?

BentoNet agiert nicht im normalen Internet, sondern betreibt ein eigenes MPLS-Netz (Multiprotocol Label Switching). Unsere hohe Sicherheitsmaxime zeigen sich auch darin, dass wir die Anforderungen der Übertragungsnetzbetreiber erfüllen. Ebenso implementieren wir derzeit ein Informationssicherheitsmanagementsystem nach ISO 27001.

Zur Sicherheit der Plattform führen wir regelmäßige Reviews zur Implementierung der Sicherheitskonzepte durch und nutzen starke Verschlüsselung sowie den Einsatz von Firewalls und Intrusion Detection Systems. Außerdem sind die Datenbereiche der Kunden streng voneinander getrennt.

Warum haben Sie sich für den The smarter E Award beworben? Was bedeutet Ihnen die Nominierung?

Die Zukunft der Energie und damit „smart renewable energy“ bedeutet für uns Kollaboration, deshalb war für uns die Bewerbung ein absolutes To-do. Energiewende braucht ein solides Fundament und dieses haben wir mit BentoNet entwickelt. Je mehr User und aktive Teilnehmer, desto effizienter und nachhaltiger findet die Energiewende statt. Dabei sehen wir nicht nur die „smartness“ unserer Plattform, sondern fokussieren auch die Sicherheit der Lösungen und am Ende der Energieversorgung.

Die Nominierung ist für uns an erster Stelle eine Bestätigung unserer Vision und Mission. Für uns sieht die Zukunft der Energie arbeitsteilig aus, wenn sich jeder auf sein Kerngeschäft fokussieren kann und gemeinsame Lösungen etabliert werden, dann funktioniert die Energiewende nachhaltig.

Besuchen Sie BentoNet auf der EM-Power Europe Restart 2021 vom 6.–8. Oktober 2021.

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