Mobiler Speicher für On- und Off-Grid-Anwendungen

Experteninterviews – Dienstag, 29. Juni 2021

Dominik Hartl, Gründer von xelectrix Power GmbH

Die österreichische xelectrix Power GmbH hat es mit der “xelectrix Power Box XPB Pro Range” unter die ees AWARD Finalisten geschafft. Dominik Hartl, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Alexander gegründet hat, berichtet, warum sie den Schritt von der Bau- in die Energiebranche gemacht haben und was es mit ihrem vielfältig einsatzbaren System auf sich hat.

Sie werben mit dem Einsatz Ihrer Hochvolt-Energiespeicher auf Baustellen und für Dieselgeneratoren. Bisher werden Batteriespeichersysteme vor allem für Wohnhäuser, Gewerbe und Industrie beworben. Wie kommt das?

Die Idee der xelectrix Power Box kam aus einem Eigenbedarf. Wir entwickelten eine vollelektrische Aufbereitungs- bzw. Recyclinganlage für Eisenbahnschwellen. Da auf vielen Baustellen nicht ausreichend Strom zur Verfügung stand, betrieben unsere Kunden einen meist überdimensionierten Generator, um die Stromversorgung für die Anlage zu gewährleisten. Der mit Dieselgeneratoren erzeugte Strom ist sehr teuer, verursacht massive Emissionen und stellte daher keine wirklich kosteneffiziente und zufriedenstellende Lösung dar.

Die Idee meines Bruders Alexander Hartl war es dann, die Generatoren zu hybridisieren und dadurch eine massive Reduktion des Dieselverbrauchs sowie der Emissionen zu erreichen und den ROI unserer Kunden für die Gesamtanlage zu verbessern.

Ein anderer wesentlicher Grundgedanke war, die Leistung des Generators und jene des Batteriespeichers summieren zu können, um dadurch generell kleinere Generatoren zu betreiben und die etwaig notwendigen Lastspitzen mit dieser Parallelfunktion abzudecken.

Wir haben uns dann am Markt umgesehen und da es für diesen Einsatz keine geeigneten Hochvolt-Batteriepakete am Markt gab, welche auch die Kriterien für härteste Baustellenanwendungen erfüllen konnte, starteten wir mit der Entwicklung unseres eigenen Batteriepakets, und wir beschäftigten uns mit der Inverter-Technologie. Auch hier waren die Lösungen am Markt nicht geeignet. Wir haben daher auf Grundlage unseres Wissens im Maschinenbau einen eigenen Inverter auf Basis eines Frequenzumrichters entwickelt, um letztendlich ein Produkt zu haben, welches all die notwendigen Anforderungen erfüllen konnte. Das Resultat war dann ein skalierbares Produkt, das wir heute die xelectrix Power Box nennen.

Ihr mobiles Speichersystem, die „xelectrix Power Box XPB Pro Range“, lässt an die eierlegende Wollmilchsau denken. Es eignet sich für On- und Off-Grid-Anwendungen, kann stationär und mobil, innen und außen genutzt werden. Die Speicherkapazität kann von 20 Kilowattstunden bis zu 2,4 Megawattstunden aufgerüstet werden. Mögliche Einsatzorte sind Baustellen, Industriehallen, Katastrophenschutz und viele andere. Mal anders gefragt: Was kann es nicht? Wo hat es nichts zu suchen?

Die xelectrix Power Box hatte ihren Ursprung in der Hybridisierung von Generatoren und somit in Off-Grid-Anwendungen. Sehr schnell erkannten wir aber auch das enorme Potential und Vorteile dieser einzigartigen Speicherlösung im On-Grid Bereich. Insbesondere in Kombination mit erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Windkraft etc. Auch der steigende Bedarf an skalierbaren Backup-Speichern für Ladeinfrastruktur und Speichern zur Netzstabilisierung hat uns dazu bewogen, die Produkte für On-Grid-Anwendungen mit Hilfe des von uns entwickelten Netzanalysemoduls (NAM) zu optimieren und zertifizieren. Somit haben wir beide Welten in einem Produkt vereint und die „ausgezeichnete“ xelectrix Power Box XPB PRO Serie im vergangenen Jahr erfolgreich auf den Markt gebracht.

Die xelectrix Power Box findet seine Kunden im mittleren Speichersegment, sprich Gewerbe und Industrie, im Markt der Heimspeicher spielen wir kaum eine Rolle. Hier sind wir meist zu groß dimensioniert, haben zu viele technische Features und sind letztendlich dadurch auch zu teuer.

Mit dem begehrten Red Dot Award wurde Ihnen ein herausragendes Design bestätigt. Was hat es damit auf sich?

Der Red Dot Design Preis bestätigt unsere Intention, auch einem Stromspeicher einen optisch ansprechenden, wie wir sagen „sexy“ Look, zu verpassen. Der Kunde legt zwar in erster Linie Wert auf Funktionalität und Technik, aber kauft dann sicherlich auch mit dem Auge und freut sich, ein optisch ansprechendes Produkt zu besitzen.

Ihr Speichersystem soll ein Teil der „Baustelle der Zukunft“ sein, die Sie als sauber und ruhig beschreiben. Sehen Sie Baustellen als die Haupteinsatzorte?

Die Baustelle der Zukunft wird CO2-neutral werden und die xelectrix Power Box Pro wird hierfür den Weg in diese Richtung ebnen. Einerseits durch die Hybridisierung, aber auch durch den möglichen Ersatz von Dieselgeneratoren. Kunden werden Baufirmen und auch besonders Mietparks sein.

Wie sieht es mit der Sicherheit der mobilen Systeme aus? Was sind wichtige Anforderungen im Außenbereich? Wie wird die Sicherzeit für das System, aber auch die Menschen in der Umgebung z.B. auf Baustellen und in entlegenen Dörfern in der Kombination mit Dieselgenerationen gewährleistet?

Sicherheit war und wird auch in Zukunft ein wesentlicher Fokus bei allen Produktentwicklungen sein. Auf der einen Seite sei hier insbesondere die Feuersicherheit der Produkte genannt, welche bei unseren Anwendungen im Minen-Untertage und Tunnelbau den höchsten Standards entsprechen müssen, und auf der anderen Seite die Ausfallssicherheit, denn in vielen Gebieten wird eine Wartung und Reparatur nur sehr schwierig möglich sein. Das Credo lautet hier, die Elektronik so einfach und robust wie möglich zu gestalten und über Fernwartung die Steuerung und Software zu kontrollieren.

Sie betonen das „Made in Austria“, die Entwicklung und Herstellung im oberösterreichischen Mauthausen. Wie weit geht die heimische Entwicklung und Fertigung? Welche wichtigen Komponenten stammen aus Österreich, welche doch aus Asien oder anderen Regionen?

„Engineered in Austria“ ist nicht nur ein Slogan – es ist unsere unternehmerische DNA, dass wir alles Inhouse entwickelt haben wollen. Wir brauchen die gesamte Kompetenz im Haus, um unseren Kunden ein Produkt bieten zu können, wo sie nur einen Ansprechpartner und verantwortlichen Hersteller haben. Wir sehen uns als Entwickler und Hersteller von Energiespeicherlösungen und nicht als System-Integrator. Es war nie unsere Philosophie, verschiedene Herstellerprodukte zu einem System zu verbinden – wir leben die maximale Tiefe und Kompetenz seit Generationen. Natürlich beziehen wir aber auch viele wesentliche Komponenten aus internationalen Regionen, wie beispielsweise die von uns verbauten Batteriezellen, wir verwenden LiFePO4 (LFP) Zellen, die aus China stammen.

Am Standort in Österreich ist die gesamte Kompetenz gebündelt, wir fertigen hier unsere Prototypen und Kleinserien. Größere Stückzahlen und Serienprodukte produzieren wir mit und bei Produktionspartnern.

2020 haben Sie den Einstieg von zwei Investoren bekannt gegeben, die 49 Prozent am Unternehmen halten. xelectrix soll ein Global Player im Energiesektor werden. An welche Länder / Kontinente denken Sie vor allem?

Der Einstieg der Investoren, insbesondere der renommierte Capital Partner Lansdowne, sichert uns die notwendige Finanzkraft ab, um das zu erwartende starke Wachstum stemmen zu können. Wir wollen und müssen rasch ein Global Player werden und haben derzeit 52 Vertriebspartner in 23 Ländern aufgebaut. Unser Fokus liegt im On-Grid Bereich auf der DACH-Region und in Europa. Im Off-Grid Bereich agieren wir weltweit und bedienen uns aus den Kontakten, mit welchen wir schon in der Vergangenheit erfolgreich im Baumaschinensegment zusammengearbeitet haben.

Welche Bedeutung hat der europäische Markt für Sie?

Europa und insbesondere Deutschland steht im On-Grid Bereich klar in unserem Fokus. Wir wollen uns hier auch zeitnah vertriebsmäßig gut etablieren. Wir sind derzeit aktiv auf der Suche nach Vertriebspartnern und wollen hier auch gezielt investieren.

Sie haben xelectrixPower 2016 gegründet. Stellen Sie in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Fachmesse ees Europe aus?

Wir haben bereits auf der letzten ees Messe aktiv mit einem Stand teilgenommen und wollen das in Zukunft noch verstärkt machen.

Was erwarten Sie sich von der Teilnahme an der ees?

Die Messe sehen wir als wichtiges Medium, um unsere Technologie und unsere Lösungen einem breiten internationalen Publikum bekannt zu machen. Wir erwarten uns deshalb wiederum viele gute Kontakte und einen großen Zuspruch.

Wann waren Sie das erste Mal als Besucher auf der ees/The Smarter E?

Im Jahr 2017

Viele Jahre waren Sie in der Baubranche tätig, nun in der Speicher-/Energiebranche? Was fällt Ihnen auf?

In der Baumaschinen-Branche sind wir als Familie Hartl seit drei Generationen tätig und seit mehreren Jahrzehnten weltweit bekannt und anerkannt. In der Speicher-/Energiebranche sind wir erst seit etwa fünf Jahren aktiv, es gibt hier für uns keine Vorschusslorbeeren und auch keine langjährigen Geschäftsverbindungen, auf denen wir aufsetzen können. Wir müssen uns hier jeden Tag aufs Neue beweisen und auch die Geschwindigkeit ist eine andere – aber es macht Spaß und es ist eine besondere Freude, ein Teil der Energiewende sein zu dürfen. Wir wollen hier mit xelectrix Power unseren Beitrag leisten und etwas nachhaltig Positives bewirken.

Zum ees-Award: Sie haben es unter die Finalisten geschafft. Wie nutzen Sie es in der Kommunikation, was nützt es Ihnen?

Es erfüllt uns mit Stolz, unter den Finalisten zu sein. Es bestätigt die jahrelange harte Arbeit unseres Teams und die Anerkennung der konsequenten Umsetzung unserer Visionen. Natürlich werden wir dies in unserer Kommunikation nach Innen und besonders nach Außen maximal nutzen. Es ist eine großartige Auszeichnung und die Freude darüber macht manch schwere Zeit vergessen.

Zu den ees AWARD Finalisten 2021

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