Modulares System: Plug & Play-Industriegroßspeicher

Experteninterviews – Montag, 12. Juli 2021

Daniel Föhr, Head of System Engineering bei Leclanché

Das LeBlock Großspeichersystem von Leclanché besteht aus rund 1,5 m breiten Blöcken, die nach dem Plug&Play-Prinzip zusammengesteckt werden können. Daniel Föhr, Head of System Engineering bei Leclanché, erzählt, wie man mit Optimierungen bei Logistik und Einbau bis zu 40 Prozent der Gesamtbetriebskosten einsparen kann, und was das schweizerische Unternehmen im Bereich E-Transport gerade macht.

Ihr Batteriespeicherkonzept LeBlock erinnert ein bisschen an sehr große Bauklötze. Die LeBlock Speicherblöcke sind rund 1,5 m breit und können zusammengesteckt einen etwa 6 m breiten Container bilden. Ist die Ähnlichkeit mit einem Baukasten beabsichtigt?

Die Ähnlichkeit ist auf jeden Fall Absicht. Sie zeigt einfach sehr gut, wie unkompliziert und funktionell das LeBlock-Konzept ist. So kann das Batteriespeichersystem nicht nur sehr einfach skaliert werden, sondern auch nachträglich erweitert, neu aufgebaut, verlagert und irgendwann auch recycelt werden.

Die meisten Industriespeicherlösungen sind komplex und für unsere Kunden nicht leicht nachzuvollziehen, Logistik und Installation sind aufwendig. Wir wollten das ändern und haben ein System entwickelt, das für jeden leicht zu verstehen ist.

LeBlock wurde unter anderem deshalb unter die Finalisten gewählt, weil es dazu beitragen kann, die Gesamtbetriebskosten zu senken. Sie schreiben, dass die Zeit- und Kostenersparnis bis zu 40 Prozent betragen kann. Wie erreichen Sie das? Wo liegt das Einsparpotenzial genau?

Das Einsparpotenzial liegt darin, dass das System schlüsselfertig geliefert wird. LeBlock ist ein intermodales System, das direkt an den Aufstellort geliefert wird, ohne dass es umgepackt werden müsste. Durch die Kombination von vier Blöcken erhält man einen 6 m breiten Container mit Batteriemodulen. Wir erzeugen also vor Ort keinen Abfall und es muss keine leere Verpackung zurücktransportiert werden.

Die Blöcke enthalten bereits die gesamte erforderliche Ausstattung und Infrastruktur. Alles ist fertig verkabelt und getestet, so dass die Installation nach dem Plug&Play-Prinzip erfolgen kann.

Leclanché hat im baden-württembergischen Willstätt eine eigene Batterieproduktion. Nutzen Sie in LeBlock Batteriezellen aus diesem Werk?

Genau, wir haben eine Batterieproduktion in Willstätt und ein Montagewerk im schweizerischen Yverdon-les-Bains. Beide Standorte versorgen allerdings vor allem unser Transportgeschäft, also die Bereiche Schienenverkehr und Schifffahrt. In diesen Segmenten sind spezielle Zertifizierungen und Hochleistungszellen erforderlich, die man für stationäre Anwendungen nicht braucht. Deshalb konzentrieren wir uns bei den stationären Anwendungen hauptsächlich auf die optimale Integration zugekaufter Komponenten wie Batterien und Wechselrichter in innovativen Systemen wie LeBlock, die dann von unserem eigenproduzierten Energiemanagementsystem (EMS) gesteuert werden. In der ersten Version von LeBlock haben wir LiFePO4-Zellen integriert.

Wo kommen LeBlock-Container zur Anwendung? Können Sie ein Beispiel nennen?

Die ersten LeBlock-Container werden im ersten Quartal nächsten Jahres in Mitteleuropa installiert. Weitere Systeme sollen im Laufe des nächsten Jahres in den USA zum Einsatz kommen.

Sie erwähnten auch die Vorteile im Hinblick auf Umweltschutz und Recycling durch den niedrigeren CO2-Fußabdruck und die relativ unkomplizierte Entsorgung. Sind das auch schlagende Verkaufsargumente?

Wie Sie wissen, haben wir uns alle den Zielen des Pariser Klimaabkommens, also Nettonullemissionen bis 2050, verpflichtet. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, müssen unsere Kunden ihre direkten betrieblichen CO2-Emissionen sowie die durch den Betrieb ihrer Anlagen verursachten indirekten Emissionen senken.

Das einzigartige Design- und Transportkonzept von LeBlock ermöglicht es uns, die durch Logistik, Installation und Recycling am Produktlebensende verursachten Emissionen zu reduzieren. Die Verbesserung unserer Klimabilanz wird immer wichtiger – insbesondere, da große Energieunternehmen jetzt für alle von ihnen erworbenen Anlagen ein Kohlenstoffbudget festlegen.

Leclanché hat sein Augenmerk neben stationären Anwendungen in der Industrie auch auf mobile Anwendungen gerichtet. Das entsprechende Geschäftsfeld heißt bei Ihnen E-Transport. Ihre Speichersysteme sollen auch in Schiffen, Zügen, Bussen und Nutzfahrzeugen zum Einsatz kommen. Wo sehen Sie größeres Potenzial: in stationären oder in mobilen Anwendungen?

Leclanché bietet heute die volle Fertigungstiefe entlang der gesamten Wertschöpfungskette für innovative, hochwertige Energiespeichersysteme. Dabei geht es uns um die beiden Märkte Transport und stationäre Anwendungen. Momentan arbeiten wir über Lizenzvergaben und Partnerschaften daran, den Automobil- und Straßentransportmarkt zu erobern. Wir haben über 200 Patente angemeldet und seit 2012 – also langjährige – Erfahrung in der Großproduktion von Lithiumzellen. Damit kann unser Unternehmen seinen Marktanteil im Transportsektor mehr als verdoppeln und gleichzeitig auch den stationären Bereich ausbauen.

Wasserstoff gilt derzeit als der Hoffnungsträger der Energiewende. Sie haben die Batterietechnologie für eine wasserstoffgetriebene Lokomotive für die Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific geliefert. Glauben Sie, dass Wasserstoff die Zukunft ist – zumindest im Mobilitätssektor?

Wasserstoff ist definitiv eine gute Lösung für die Dekarbonisierung des Schwertransports auf See und Schiene. Dabei sieht Leclanché Wasserstoff nicht als direkte Konkurrenz. Tatsächlich ergänzt es sich gut mit unseren Batterien.

Mit Batterien von Leclanché können wir mit rein batteriebetriebenen Zügen Reichweiten von etwa 100 km ohne Oberleitung erreichen.
Für längere Strecken sind Wasserstoffzellen für die Energieerzeugung gut geeignet und lassen sich mit Batterien zum Energiemanagement und zur Rückgewinnung der kinematischen Energie kombinieren. Diese Kombination kommt auch bei unseren laufenden Projekten in verschiedenen Segmenten wie Schifffahrt, Schienenverkehr und Straßenverkehr zum Einsatz.

Für e-Transport-Anwendungen stellen Sie G/NMC (Graphit/Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid)-Pouch-Zellen mit 60 bis 65 Amperestunden (Ah) und bis zu 8.000 Zyklen her. Sie haben dieses Jahr eine neue Produktionslinie in der Schweiz für die Herstellung von Batteriemodulen (M3) in großem Umfang eingeweiht. Das klingt ganz klar nach Wachstum. Was planen Sie als nächstes? Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?

Wir wachsen gemeinsam mit unseren Kunden und errichten sowohl für Zellen als auch für die Systemmontage größere Produktionslinien. Der Markt wächst insgesamt, und wir gehen Partnerschaften mit vielen führenden Akteuren in unserer Branche ein. Im Bereich Schienenverkehr etwa sind wir eine Partnerschaft mit Alstom, dem zweitgrößten Hersteller von Zügen der Welt, eingegangen. Im Bereich Schifffahrt arbeiten wir mit Kongsberg Maritime, einem der weltweit größten Unternehmen für Schifffahrtstechnologie. Unsere Kunden wachsen also, und wir müssen mit ihnen Schritt halten. Die Erhöhung der Produktionskapazität braucht allerdings Zeit. Deshalb müssen wir die Nachfrage immer vorhersagen, damit wir die zusätzliche Kapazität rechtzeitig zur Verfügung haben.

Nachdem wir die neue Modulmontagelinie in Betrieb genommen haben, arbeiten wir – wie bereits kommuniziert – an einer Verdreifachung unserer Zellproduktionskapazität im deutschen Werk und planen in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern die erneute Ausweitung dieser Kapazität. Wir werden auch in Zukunft das gesamte System von der Zelle bis zum Batteriepack für den Bereich Transport intern produzieren. Sobald es unsere internen Kapazitäten zulassen, werden wir in den Bereich stationärer Anwendungen expandieren.

Die Expansion außerhalb unserer derzeitigen Märkte soll über Partnerschaften passieren. Dabei profitieren wir davon, dass wir in den letzten zehn Jahren umfassende interne Kompetenzen und großes technologisches Knowhow aufgebaut haben.

Sie haben in einer Pressemitteilung bereits darüber informiert, dass LeBlock unter den Finalisten des ees Awards 2021 ist. Gab es schon Reaktionen darauf, etwa in Form von Kundenanfragen? Welchen Vorteil bringt Ihnen die Teilnahme am ees Award?

Wir haben eine Pressemitteilung veröffentlicht und das neue Konzept über die sozialen Medien verbreitet. Der ees Award ist ja international bekannt und geschätzt und bringt deshalb Aufmerksamkeit.

Und das hilft natürlich gerade in den Zeiten der Pandemie, in der wir ohne persönliche Treffen und Events auskommen müssen, bei der Werbung.

ees AWARD Finalisten 2021

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