Können Stromrichter das Verbundnetz zukünftig stabil halten?

Branchenneuigkeiten – 21. Juli 2022

Von Kilo- bis Gigawatt: Netzbildende Stromrichter können in allen Spannungsbereichen Momentanreserve für die Stabilisierung des Stromnetzes liefern.
Der HVDC PLUS Converter (ALEGrO) von Siemens Energy in der ersten HGÜ-Verbindung zwischen Deutschland und Belgien stärkt den europäischen Strombinnenmarkt.

Am vorletzten Sonntag, den 17. Juli, gab die Sonne über Deutschland alles: Gegen 13 Uhr wurden erstmals mehr als 40 GW Solarstrom ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Photovoltaikanlagen erzeugten damit fast 80% des zu diesem Zeitpunkt in Deutschland verbrauchten Stroms. Das geht aus Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg hervor.

Aber können PV- und Windenergieanlagen auch für die nötige Momentanreserve im Netz sorgen, um plötzliche Leistungsschwankungen auszugleichen? Bislang sorgen vor allem die Synchrongeneratoren von Großkraftwerken dafür, dass die Anforderungen an Frequenz und Spannung im Stromnetz eingehalten werden. Doch es gibt auch andere Lösungen: Das vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel koordinierte Verbundprojekt „Netzregelung 2.0“ konnte zeigen, dass auch Windkraft und PV-Anlagen mit netzbildenden Stromrichtern Momentanreserve bereitstellen und damit in Extremsituationen das System stabilisieren können.

Auf der Abschlusskonferenz des Projekts Anfang Juli diskutierten Stromnetzbetreiber mit Fachexperten und Vertretern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und der Bundesnetzagentur Ergebnisse des Forschungsprojekts und Fragen zur Einführung der Technologie.

Für den Extremfall gerüstet

„Wir sind überzeugt, dass sich das Verbundnetz – und im Störfall genauso Teilnetze – auch mit sehr hohen Stromrichter-Anteilen stabil halten lässt. Dafür bedarf es jedoch geeigneter Regelungsverfahren. Wir haben Anforderungen an diese Verfahren ermittelt und Regelungsverfahren entwickelt, die sicherstellen sollen, dass die Stromrichter einem sicheren und stabilen Systembetrieb dienen können“, erklärte Projektleiter Dr. Philipp Strauß, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IEE in Kassel. Ein reines Stromrichternetz durch netzbildende Regelung sei möglich und der nahtlose Übergang mit unterschiedlichen Anteilen an Synchronmaschinen realisierbar, fasste Strauß zusammen.

Die neuen Regelungsverfahren und ihr stabilisierender Einfluss wurden im Projekt unter Extremszenarien, wie z.B. einem System-Split – d.h. einer Netzauftrennung quer durch Europa – simulativ bewertet. Die Forscherteams konnten nachweisen, dass sogar unter solch harten Bedingungen ein Beitrag zur Netzbildung geleistet werden kann. (SP)

Quelle: Fraunhofer IEE

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